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Die Arktispolitik Chinas und Pekings geopolitische Interesen im hohen Norden sorgen für erhitzte Debatten. Denn Chinas Aufstieg zur Weltmacht ist in allen Weltregionen spürbar, auch in der Arktis. Die nördlichste Region der Welt ist besonders stark vom Klimawandel betroffen. Dieser eröffnet aber auch neue ökonomische Möglichkeiten: Resourcen wie Proteine und Energie, sowie Schiffahrtswege stehen im Zentrum chinesischer arktischer Interessen.
Beiläufig ist China auch dabei, ein sicherheitspolitischer Akteur in der Arktis zu werden. 2017 schickte China erstmals Militärboote in die Arktis. 2018 hat China seine „China’s Arctic Policy“ veröffentlicht. China betrachtet sich als „nah-arktischer“ Staat und nunmehr auch als „polare Großmacht„. Insbesondere die „Polare Seidenstraße“ rückt ins Zentrum der Arktispolitik Chinas. Da China zudem einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat, betrachtet es sich auch als mitverantwortlich für die Sicherheit in der Region.
Die Vereinigten Staaten unter Präsident Trump lehnten Chinas Arktispolitik deutlich ab. Erstmals seit Gründung des Arktischen Rats 1996 kam es 2019 zu keiner Abschlusserklärung. In diesem Format ist China zwar lediglich Beobachter, aber dennoch sorgt Chinas wachsender Einfluss in der Arktis für starken Unmut in Washington. Die nordischen Staaten haben tatkräftig mitgeholfen, China zu einem arktischen Machtfaktor zu machen. Wird es zu machtpolitischen Konflikten in der Arktis kommen? Oder bleibt die Region friedlich?
Arktispolitik Chinas: eine institutionelle Analyse
Unter dem Titel „The Polar Silk Road: China’s Multilevel Arctic Strategy to Globalize the Far North“ untersucht Reinhard Biedermann Chinas Arktispolitik. Die Analyse geht von einer losen Mehrebenenstruktur aus Regeln, Institutionen und verschiedenen Formen des Regierens in der Arktis aus. Wie sich China diesen verschiedenen Formaten in den letzten Jahren genähert hat, steht im Zentrum des Artikels. Der Artikel ist in der Zeitschrift Contemporary Chinese Political Economy and Strategic Relations: An International Journal online erschienen und frei zugänglich.
Chinas Globalisierung der Arktis
Grundsätzlich geht der Autor davon aus, dass China die einstmals abgeschiedene Region globalisieren möchte. Das bedeutet, dass die Arktis wie jede andere andere Weltregion offen sein soll für ökonomische Interessen aller Art. Derzeit wird zwar noch debattiert ob die Arktis besonders schutzbedürftig ist, doch dürften Chinas ökonomische und geopolitische Interessen dazu beitragen, die Region dauerhaft zu verändern. Insgesamt hat sich China bisher friedvoll in die verschiedenen Foren und Institutionen der Arktis eingefügt. Jedoch ist eine Reform der Institutionen dringend notwendig, um die Lebensgrundlagen der Region und seiner Menschen zu schützen.